Wanderung auf der Heideschleife Radenbachtal
Auf sandigen Pfaden durch das Reich der Schnucken
Ich möchte Neues entdecken und bin auch schon fündig geworden. Es gibt neue Rundwanderwege am prämierten Heidschnuckenweg, Heideschleifen genannt. Einer dieser Wege steht auf der „Shortlist“ der Fachzeitschrift „Wandermagazin“ für die Wahl zum schönsten Wanderweg Deutschlands in der Kategorie Tagestouren: Die Heideschleife Radenbachtal. Ich habe meinen Weg gefunden! Es geht also „Auf sandigen Pfaden durch das Reich der Schnucken“.In der Broschüre „Heideschleifen entdecken“ der Lüneburger Heide finde ich alle Informationen hierzu. Anreise, Karte, Parkmöglichkeiten, Unterkünfte und Kontaktmöglichkeiten – übersichtlich, ausführlich und informativ – Wanderherz, was brauchst Du mehr!?
Mit 20,6 Kilometern Laufstrecke habe ich mir eine der längsten Heideschleifen ausgesucht. Der Blick auf den Wetterbericht spielt also eine nicht unerhebliche Rolle bei meinem Vorhaben. Auf die Heideblüte muss ich jetzt im Frühjahr natürlich verzichten, aber mit dem idyllischen Heidedorf Wilsede, dem Wilseder Berg und dem Totengrund stehen drei Heide-Highlights auf dem Routenplan und vielleicht gibt es ja noch andere spannende Dinge zu entdecken. Ich lade mir die GPS Daten der Tour auf mein Handy und übertrage sie dann in meine Wander-App . Klappt problemlos und ich habe die gesamte Route im Blick. Ich bin gespannt ! Startschuß in Undeloh…
Gleich auf der gegenüberliegenden Seite des Wander-Parkplatzes geht es los. Die Parkgebühren zahle ich gerne, denn mit den Einnahmen wird die Heidepflege unterstützt. Auf einer Tafel ist der Weg richtig gut dargestellt, ich werfe noch einmal einen letzten Blick auf „mein Projekt“ und los geht’s!
Gleich zu Beginn des Weges die erste Notiz in meinem Tourenbuch: dieser Weg macht auch jetzt früh im Jahr Spaß. Eindrucksvolle Ausblicke in eine weitläufige Landschaft, strahlender Sonnenschein, eine beeindruckende Wolkenbildung. Karte und Wander-App brauche ich momentan nicht, denn die Heideschleifen-Markierungen sind wirklich sehr gut sichtbar an Bänken und Holzpfosten angebracht und geben die Richtung eindeutig vor.
Mein Blick geht in die Weite des Talgrundes zu meiner Rechten. Aber warum in die Ferne schauen? Direkt neben mir entdecke ich zwei Vierbeiner, die in aller Ruhe frühstücken. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet Dülmener Pferden zu begegnen und freue mich um so mehr. Die Beiden gehen langsam auf Distanz, lassen sich aber nicht bei der Nahrungsaufnahme stören. Wirklich ein sehr schönes Erlebnis und ich stelle mir die Tiere in einer blühenden Heidelandschaft vor…Ganz klarer Entschluss: Hier muss ich zur Heideblüte wieder hin.
Die jetzt folgende Wegstrecke ist schön, aber in 1 bis 2 Monaten sicherlich noch schöner. Über einen Holzsteg geht es durch den Wald, der Bach plätschert, die Sonne scheint, später habe ich ein paar schöne Ausblicke vom Waldrand auf die Felder. Nicht mehr lange und ich erreiche Döhle. Vor dem Schafstall liegt ein aufmerksamer Hund, den ich nicht bei seinem Sonnenbad stören möchte. Die Schafe würden wahrscheinlich schon gerne an die klare, kühle Winterluft, aber sie müssen sich noch ein wenig gedulden (Schafe sollen ja angeblich geduldig sein). Mein Blick fällt wieder auf die Landschaft und ich kann mir gut vorstellen, wie sie in den Farben des Sommers strahlen wird.
Es ist nicht mehr weit zum Totengrund, einem der wohl attraktivsten Ziele auf meinem Weg. Ein leichter Anstieg, der Blick geht nach rechts und ich kann jetzt schon die Punkte markieren, an denen ich zur Heideblüte Photos machen werde. Am Ende des kleinen Anstiegs geht es nach rechts zu einem Gedenkstein (Andreas Thomsen), von dem man auch zu dieser Jahreszeit einen wirklich schönen Blick auf dieses Tal hat. Irgendwie schon klar, dass es sich beim Totengrund mit seinen Wachholdersäulen um das wohl bekannteste Fotomotiv der Lüneburger Heide handelt. An einem kleinen Schafstall vorbei geht es weiter nach Wilsede. Erstmals auf der meiner Tour treffe ich aktive Menschen. Wanderer und Fahrradfahrer kommen mir entgegen, man grüßt freundlich, fragt woher man kommt und wohin es geht. Gemeinsam ist uns, dass wir das gute Wetter nutzen wollen. Ein guter Wanderweg ist halt zu jeder Jahreszeit attraktiv und hat seinen Reiz.
Nach kurzer Zeit erreiche ich das Heidedorf Wilsede, das jetzt wie ein schlafendes Museumsdorf wirkt, aber sicherlich bald zu Leben erwacht. Ich würde ja schon gerne mal ein Stück der leckeren Buchweizentorte probieren und eine Tasse Kaffee trinken! Ich kann gerade noch widerstehen. Rast ja, denn ich habe noch heißen Tee und ein Brötchen im Rucksack und nach dem Verzehr ist der Rucksack um ein paar Gramm leichter. Gut für mich und den weiteren Verlauf des Weges, denn jetzt ist Schluß mit Flachetappe!
Nach meiner kurzen Rast in Wilsede geht es durch den Schlangengrund (klingt schon ein wenig gefährlich, ist aber harmlos, u.a. weil es für die hier lebenden Ringelnattern und Kreuzottern heute absolut zu kalt ist) hinauf zum Wilseder Berg, dem höchsten Punkt meiner Wanderung und mit 169 Metern der höchste Punkt der norddeutschen Tiefebene. Für einen Sonnenuntergang ist es zu früh, einen schönen Rundumblick habe ich dennoch. Es weht eine „steife Brise“ und irgendwie kommt mir Chicago in den Sinn - „Windy City“ ganz weit weg. Aber ganz so abwegig sind diese Gedanken eigentlich nicht, denn das Thema „Geographie und Entfernungen“ ist präsent.
Auf dem Wilseder Berg steht ein Gedenkstein für einen sehr berühmten deutschen Mathematiker, Carl Friederich Gauss. Geboren 1777 in meiner Heimatstadt Braunschweig war Gauss zu Lebzeiten mit der Landvermessung des Königreiches Hannover betraut und hat auch sonst einige wirklich herausragende Beiträge zu mathematischen Themen verfasst. Mit dem Abstieg vom Wilseder Berg geht es auf die letzte Etappe der Heideschleife.
So langsam wird mir klar, dass es schon ein langer Weg ist, bzw. war. Die Blicke fallen noch einmal auf die bizarren Wachholderbüsche und die hohen Eichen und Buchen am Wegesrand sind wirklich beeindruckend. Zum Schluss laufe ich durch einen dichten Kiefernwald, es beginnt leicht zu nieseln. Ein Griff in den Rucksack und meine Regenjacke kommt doch noch zum Einsatz. Ich lasse die zurückliegende Wegstrecke Revue passieren und ich komme zu dem Ergebnis, dass auch ich Alles gut geplant und bedacht habe, bzw. die Wegbeschreibung in den eingangs genannten Quellen wirklich sehr gut ist und die Orientierung wirklich leicht macht. Die Wanderung war schon ein wenig anstrengend, aber die Natur entlang der Heideschleife hat mich mit tollen Bildern und Erlebnissen belohnt.
Ein Tipp am Ende: Gute Wanderschuhe mit Profil für die unterschiedlichen Wegbeschaffenheiten sind eigentlich selbstverständlich. Wichtig: Ein ausreichender Vorrat an Wasser ist – gerade in den bevorstehenden wärmeren Monaten – sehr wichtig, denn es gibt nur wenige Möglichkeiten „nachzutanken“. Freut Euch auf den Frühling und freut Euch auf diese Wanderung. Wenn sie Euch ebenso gut gefällt wie mir, gebt der „Heideschleife Radenbachtal“ Eure Stimme bei der Wahl zu Deutschlands schönster Tages – Wanderung. Abstimmen könnt Ihr hier: https://wandermagazin.de/wahlstudio