




Wandern in der Wildnis
Die Etappe 11 von der Oberoher Heide ins Dörfchen Weesen führt gefühlt etwas näher ans Ende der Welt. Wo zunächst noch - aktuell wunderschön – blühende Landschaften und manchmal sogar grasende Heidschnucken zu bewundern sind, verliert man sich schon bald am Rand von Wäldern und manchmal auch mittendrin – zwischen nicht enden wollenden Buchen und Kiefern. Wenn man - so wie ich - gerne auch mal allein unterwegs ist, kann man schnell auf dumme Gedanken kommen oder sich fragen, was passiert, wenn jetzt ein hungriges Wildtier vorbeikommt.
Moderne Märchen
So gehört auch der angeblich böse Wolf zur Heide wie der Prinz ins Märchenschloss. Die Realität aber sieht meist ganz anders aus: Steckt man nicht gerade im Schafspelz, ist eine Begegnung mit einem scheuen Rudel Wölfe nicht nur äußerst selten, sondern eher ein Geschenk, an das man noch lange dankbar zurückdenkt. Es gibt also eigentlich keinen plausiblen Grund, Angst mit sich herumzuschleppen, wobei es durchaus vorkommen kann, einer Kreuzotter über den Weg zu laufen. Allerdings ist mir kein einziger Fall bekannt, bei dem ein Wanderer zur Strecke gebracht wurde. Die tatsächlichen Gefahren kommen ganz anders daher!
Rotkäppchen statt Sonnenbrand
Weit gefährlicher als Hase und Igel sind die UV-Strahlen und die Hitze. Besonders auf Strecken wie diesen, wo es so gut wie keine Möglichkeit zum Einkehren gibt, ist es wichtig, ausreichend Flüssiges, Sonnencreme und eine Kopfbedeckung dabei zu haben. Das schützt zwar nicht vor Wildschweinen. Doch wenn man die Wege nicht verlässt, so wie im Naturschutzgebiet vorgeschrieben, sind es allenfalls unbekannte Geräusche, die einem gruselig vorkommen könnten – so wie mir, als ich aufgrund eines seltsamen Brummens bereits fest mit einem Mammut oder Riesendinosaurier gerechnet habe, bis ich todesmutig voranging und feststellen musste, dass das Ungeheuer ein gemeingefährliches Windrad war!
- Auch wenn das Thema zunehmende Population der Wölfe polarisiert, lässt sich guten Gewissens behaupten, dass die scheuen Tiere für Wanderer keine Gefahr darstellen. Anders sieht es bei Wildscheinen aus, inbesondere, wenn Bachen ihre Frischlinge beschützen wollen. Hier gilt: Die Wege nicht zu verlassen, um ein mögliches Aufscheuchen zu vermeiden und Ruhe zu bewahren und langsam zurückweichen, falls es dennoch zu einer Begegnung kommt.
- Es gibt in der Heide viele Bäche, aus denen man bedenkenlos Wasser zu sich nehmen kann. Wer aber auf Nummer sicher gehen möchte, sollte ausreichend Flüssigkeit mit sich führen oder ausgewiesene Stationen zum Befüllen von Trinkflaschen ansteuern.
- Wer die Oberoher Heide noch mehr genießen möchte, kann von der kleinen Hütte am Start eine große Runde an der Heidefläche drehen. Dauer etwa eine Stunde.
Die Kolumne vom Heidschnuckenweg - Randnotizen von Deutschlands schönsten Wanderweg
Sofies Schnucken-Post erscheint alle 14 Tage als Kolumne über den Heidschnuckenweg zwischen Hamburg und Celle, der zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt wurde. Der 223 Kilometer lange Fernwanderweg durch die Lüneburger Heide erstreckt sich über 13 Etappen und ist zusätzlich mit 12 als „Heideschleifen“ bezeichneten Rundwanderwegen gespickt.
Folgen-Übersicht:
Schnucken-Post #01: Moin vom Heidschnuckenweg
Schnucken-Post #02: Frühlingserwachen
Schnucken-Post #03: Endlich einsam
Schnucken-Post #04: Zauberhaft
Schnucken-Post #05: Unvergesslich
Schnucken-Post #06: Abenteuerlustig
Schnucken-Post #07: Kosmopolitisch
Schnucken-Post #08: Heilsam
Schnucken-Post #09: Hundefreundlich
Schnucken-Post #10: Durchgestartet
Schnucken-Post #11: Entschleunigt
Schnucken-Post #12: Aufgeblüht


